Gewässer- & Fischartenschutz
Zu den regelmäßigen Maßnahmen an unseren Gewässern gehören Müllsammlungen und Freischneiden von Wegen und Angelplätzen rund um unsere Gewässer. Diese Arbeiten werden während der offiziellen Umweltdienste durchgeführt. Viele andere Maßnahmen finden nach Bedarf statt, hier sind einige davon:
Kleinfischprogramm
Die Saale im Bereich der Duinger Gewässer litt in den 1980er Jahren sehr stark unter Toneinleitungen aus der dort ansässigen Tonabbauindustrie. Vorhandene Bestände an Kleinfischen wie Elritze, Bachschmerle und Gründling sind dabei vollständig verschwunden. Bemerkenswerter Weise konnte sich eine kleine aber stabile Koppenpopulation halten. Nachdem die Ableitung der tonhaltigen Wasser Ende der 1990er Jahre gestoppt worden war, hat sich der ASV Alfeld um Besatzfische der verschwundenen Arten bemüht. So wurden ab 2002 über 8 Jahre insgesamt 4500 Gründlinge und 2000 Bachschmerlen ausgesetzt. Leider war es uns nicht möglich, eine stabile Lieferquelle für Elritzen zu finden. Lediglich ein einmaliger Besatz von 500 Elritzen konnte erfolgen. Heute können wir uns über einen stabilen Bestand von Koppe, Gründling und Bachschmerle freuen. Alle Kleinfischarten reproduzieren sich mittlerweile wieder auf natürliche Weise.
KOPPE
BAUCHSCHMERLE
GRÜNDLING
Wasserqualität
Die Seen im Duinger Bereich sind durch Abbau von Braunkohle entstanden und dadurch generell eher sauer. Weinberger See und Bruchsee hatten von Anfang an einen Zulauf und konnten sich dadurch im pH-Wert stabilisieren. Der Ententeich mußte durch Kalkungen immer wieder gestützt werden. Hierbei wurden in insgesamt 6 Aktionen seit Ende der 1970er Jahre jeweils 10t Kalk in das Gewässer eingebracht. Je nach Verfügbarkeit von geeigneten Booten wurde dieser entweder vom Ufer aus oder direkt über die gesamte Wasserfläche ausgebracht, wobei die letztere Vorgehensweise deutlich effektiver ist.
Durchgängigkeit der Leine
Noch weit vor den ersten Aktivitäten zur Wiedereinbürgerung von Lachs und Meerforelle setzte sich der ASV Alfeld für die Durchgängigkeit der Leine in seiner Pachtstrecke ein. So konnten Mitte der 1990er Jahre beide Querverbauungen in Alfeld und in Limmer jeweils durch ein Umgehungsgewässer – eine sog. rauhe Sohlgleite – für wandernde Fischarten und aquatische Kleinlebewesen durchgängig gemacht werden.
Fischweg in Alfeld, rechts im Bild der Auslauf
Hier der Auslauf in die Leine & im Hintergrund der Sohlabsturz bei Limmer
Einige Kontrollfischen mittels Elektrofischerei konnten sehr viele Fischarten nachweisen, die diese Fischwege zur Wanderung oder auch als mittelfristigen Lebensraum nutzen. Die großen Wander-salmoniden Lachs und Meerforelle konnten noch nicht nachgewiesen werden, obwohl diese seit Anfang der 2000er Jahre zum Zwecke der Wiederansiedlung eingesetzt werden.
Der Leine-Lachs Verein und die Bemühungen zur Wiederansiedlung von Lachs und Meerforelle
Der ASV Alfeld ist Gründungsmitglied im Leine-Lachs Verein, der sich zum Ziel gemacht hat, die beiden Großsalmoniden Atlantischer Lachs und Meerforelle wieder in der Leine anzusiedeln. Beide Fischarten kamen bis ins späte 19. Jahrhundert noch massenhaft in der Leine vor, bis die Industrialisierung und die Flussbegradigungsprogramme deren Lebensräume zerstörten und die Bestände vollständig ausrotteten.
Seit 2001 werden jedes Jahr Jungfische in die Leine und ihre Nebengewässer ausgesetzt. Die kleinen Fische verbringen die ersten zwei Lebensjahre hier im Süßwasser, um dann ihre Wanderung Richtung Nordsee anzutreten. Während sich die Meerforellen küstennah aufhalten, haben die Lachse den Nordatlantik zum Ziel, um sich hier während der nächsten 2-3 Jahre an den reichlich vorhandenen Nährtieren satt zu essen und zu großen Fischen heranzuwachsen. Der einsetzende Fortpflanzungstrieb läßt die Fische wieder in ihre Heimatgewässer zurückkehren, um dort zu laichen. Ganz genau ist noch nicht erforscht, wie die Wandersalmoniden diese Gewässer wiederfinden können. Man geht aber davon aus, dass zunächst das Magnetfeld der Erde die grobe Richtung zum Heimatfluss anzeigt und dann der Geschmack des Wassers zur Feinorientierung dient. Rückkehrer haben wir bisher nur wenige nachweisen können.
Die Gründe für den bisherigen schwachen Erfolg unserer Bemühungen sind sehr vielfältig und bestimmt auch nicht vollständig bekannt. Einige davon sind:
Die Jungfische werden gefressen von Raubfischen und Raubvögeln.
- Auf der Abwanderung ins Meer müssen Jungfische viele Wasserkraftanlagen passieren und werden durch die Turbinen verletzt oder getötet.
- Zurückkehrende Elterntiere werden von der Hochseefischerei gefangen.
- Zurückkehrende Elterntiere können die Wasserkraftanlagen nicht passieren, da keine funktionierenden Aufstiegshilfen vorhanden sind.
Die Sache mit dem Aal
Die Aalbestände sind in den letzten 2-3 Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Natürlich kommen da sofort Forderungen aus allen möglichen Richtungen, das Angeln auf den Aal einzustellen bzw. zu reglementieren. Wir Angler sind allerdings die einzige Kraft, die sich aktiv um Besatzmaßnahmen kümmert und somit den Kreislauf des Aallebens aufrecht erhält.
Eine kleine Geschichte? Bitte:
Aale sind älter als Dinosaurier. Bereits als die gesamte Erdmasse noch in einem großen Superkontinent vereint war, laichte der Aal in einem salzhaltigen Urmeer und seine Larven lebten dort, bis sie als Glasaale in die umliegenden Flüsse aufstiegen. Die viel später einsetzende Kontinentaldrift teilte das jetzige Amerika von Eurasien und der jetzige europäische Aal mußte immer weiter wandern, um wieder in seine Flüsse zurückkehren zu können, während der amerikanische Aal seine Flüsse immer noch vor der Haustür hat.
Trotz dieser großen Entfernung – die Larven sind drei Jahre im Meer unterwegs – sind über Jahrmillionen jedes Jahr tonnenweise Glasaale in die europäischen Flußmündungen zurückgekehrt. Noch in den 1970er Jahren wurden in Weser und Elbe Glasaalzüge beobachtet, die 70cm breit und 15cm tief über zwei Wochen lang nicht abrissen. Es wurden 3 bis 7 Tonnen Glasaale pro Jahr und Flußgebiet gefangen. Heute werden davon nur noch etwa 1% in den Flußmündungen gefangen.
Die Gründe für diesen unglaublichen Rückgang des Glasaalaufkommens sind folgende:
Glasaale werden gefangen und nicht als Besatz für öffentliche Gewässer verwendet, sondern werden in Zuchtanlagen zu Räucheraal veredelt, gleich als Aal in Gelee eingedost oder werden zu Mastzwecken in asiatische Länder verkauft, wo es kein natürliches Aalvorkommen gibt. Man geht davon aus, daß von allen an die europäischen Küsten ankommenden Glasaalen nur 5% als Besatz in die Flußsysteme gelangen.
Gelbaale werden reduziert durch Wasserverschmutzung, Lebensraumvernichtung, Befischung, Kormoranfraß und Krankheiten.
- Blankaale werden reduziert durch Wasserkraftanlagen, Befischung und Krankheiten. Eine niederländische Studie läßt vermuten, daß von 700 Blankaalen nur einer das Meer erreicht.
- Aale nutzen Meeresströmungen auf ihrer Wanderung. Es ist wahrscheinlich, dass sich aufgrund des Klimawandels die Strömungen verändern und dieses negativen Einfluss auf die Wanderung hat.
Anlieferung der Jungaale per LKW
Einsetzen der Aale in die Leine
Der ASV Alfeld hat in den letzten 20 Jahren das Mindestmaß freiwillig zwei mal erhöht auf mittlerweile 50cm, um den Gewässern weniger Aal zu entnehmen.
Der ASV Alfeld hat jedes Jahr (die Aufzeichnungen gehen zurück bis 1967) Aale in die Leine besetzt, auch wenn der Kilopreis für Brutaal extrem gestiegen war:
Z.B. haben wir 1979 50DM/kg bezahlt und 2006 600€/kg
Seit 2013 nehmen wir an der europäischen / niedersächsischen Förderaktion teil, über die wir vorgestreckten Aal beziehen und ca. zur Hälfte gefördert bekommen.
Ein Angelverbot wäre daher absolut kontraproduktiv. Angler besetzen mehr Aale, als sie fangen und kein Angler wäre bereit, so viel zu investieren, wenn nicht auch ab und zu mal einige Aale in der Räuchertonne hängen würden.